Donnerstag, 13. August 2009

Buchtipp: Heiner Flassbeck

Wer die heutige Wirtschaftsverfassung Deutschlands sich anschaut, wird um 2 Feststellungen kaum herumkommen. Erstens stehen wir mit unserer Wirtschaftsleistung wieder da, wo wir vor 10 Jahren schon einmal standen und ein Ende der Talfahrt ist noch nicht ausgemacht. Irgendwas scheint mit den ganzen Reformen und Reförmchen dieser Dekade also nicht zu stimmen. Zweitens muß etwas mehr als ein bisschen Konjunktur eingebrochen zu sein, wenn die Politik mit insgesamt rund einer halben Billion Euro Garantiezusagen durch die Finanzlandschaft zieht und sich genötigt sah, eine Garantie für die Spareinlagen der Nation auszusprechen. Zeit also, aus der Vogelperspektive etwas über den Tellerrand zu schauen.

Für den schmalen Geldbeutel ist mit 7,95€ für 176 Seiten ein unscheinbares Taschenbüchlein von Heiner Flassbeck zu haben. Sein Titel: "50 einfache Dinge, die Sie über unsere Wirtschaft wissen sollten". Zum Autor kann man sich hier ausführlich informieren. Neben seiner Tätigkeit bei der UNCTAD ist er in vielen internationalen Publikationen ein häufiger Kommentator zur Wirtschaftspolitik unserer Zeit. Und wer nun meint, der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium unter Lafontaine würde in Deutschland vor allem bei TAZ & Co. veröffentlichen, den möchte ich auf zahlreiche Gastkommentare in der Financial Times Deutschland und der FAZ verweisen, welche beide kein linken Blätter darstellen und den Wert seiner Meinung in diesen Dingen unterstreichen. Soweit zum Autor.

Was das Buch für mich zur Empfehlung macht: gerichtet an ein interessiertes Laienpublikum ist es so unterhaltsam und verständlich wie unmißverständlich geschrieben. Zudem ist das Buch klar in einzelne Themenbereiche fein untergliedert, zwischen denen man hin und her springen kann, ohne einen roten Faden zu verlieren. Also: kleiner Preis, hoher Informationsgehalt, mühelos konsumierbar. Was für ein Buch mit diesem Anspruch bereits Werte an sich sind.

Eine längere Inhaltsangabe erspare ich uns an dieser Stelle, da 176 Seiten sonst schnell abgeschrieben sind. Vielleicht als Quintessenz: Flassbeck brandmarkt den Reformeifer der CDU- und SPD-geführten Bundesregierungen der vergangenen 30 Jahre als ökonomischen Unfug und erklärt, was er die vergangenen Jahre schon immer gesagt hat (hierin unterscheidet er sich von den heutigen, plötzlichen Schlaumeiern wohltuend!): die deutsche Wirtschaftspolitik hat die Nachfrageseite sträflich vernachlässigt. Sollen die Arbeitslosigkeit abgebaut sowie die Einnahmensituationen sowohl des Staates als auch der Unternehmen nachhaltig und langfristig verbessert werden, führt an der Erhöhung von Löhnen und Gehältern in diesem Land kein Weg vorbei. Gleichzeitig räumt er mit zahlreichen Vor- und Fehlurteilen zu den Themen Staatsverschuldung und Exportweltmeisterschaft auf.

Also, wie man sicherlich bemerkt: ich bin begeistert. Wer in kürzester Zeit auf überschaubarer Seitenzahl eine andere Sichtweise auf unsere Volkswirtschaft bekommen möchte, dem kann ich dieses Taschenbuch zum Preis von unter einem Kasten Bier nur wärmstens ans Herz legen.