Mittwoch, 26. August 2009

Merkwürdiges zur Deflation

Ich beziehe auf den Artikel "Keine Angst vor der Deflation" von Henning Klodt, dem Leiter des Zentrums Wirtschaftspolitik am Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, aus dem ich kurz zitieren möchte:

"Wie schlimm sind sinkende Preise wirklich für die Wirtschaft? Einzelne Warengruppen werden in Deutschland seit Jahren immer billiger - ohne negative Folgen für die Branchen... Die gesamte Warengruppe der langlebigen Verbrauchsgüter beispielsweise wird seit Jahren immer preiswerter... Noch schlechter müsste es der Deutschen Telekom AG gehen, denn die Preise für Telefondienstleistungen sind seit 2005 um 8,7 Prozent und die Preise für die Nachrichtenübermittlung sogar um 10,2 Prozent gesunken... So bleibt Mirko allein zurück mit seiner Frage, weshalb die Erwartung sinkender Preise auf Einzelmärkten offenkundig unproblematisch ist, auf aggregiertem Niveau dagegen zu einer dramatischen Konsumzurückhaltung führen soll. Ist es vielleicht gar nicht Mirko, sondern Marko, der etwas nicht verstanden hat?"

Dem Artikel geht es im Prinzip darum darzulegen, daß sinkende Preise noch keine Deflation bedeuten müssen. Das kann man bspw. auch bei Wikipedia nachlesen. Dort heißt es: "Unter Deflation versteht man in der Volkswirtschaftslehre einen allgemeinen, signifikanten und anhaltenden Rückgang des Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen."

Ich will gar nicht diskutieren, ob die Deflation an die Tür klopft oder nicht, aber die Argumente von Herrn Klodt sind in meinen Augen hahnebüchen. Die Auflösung meiner kleinen Aufregung steckt im allgemeinen, signifikanten Rückgang des Preisniveaus, welcher die Margen der Unternehmen dahinschmelzen lässt und sie so in die Verlustzone rutschen lässt. Die Folge sind Personalabbau, Investitionsstopp usw.

Allerdings: nichts davon trifft bei Herrn Klodts Argumentation zu! Die Telekom hat ihre Monopolpreise als Staatsunternehmen dem Markt etwas anpassen müssen. Es bleibt aber noch genügend, um Teile der Einnahmen milliardenweise bspw. in den USA zu versenken. Auch der Preisrückgang bei langlebigen Gütern ist leicht zu erklären, bspw. durch immer größer werdende Marktanteile chinesischer Produkte, und sei es als Bauteil der Zulieferindustrie. Aber die chinesischen Unternehmen können von den Preisen existieren.

Sorry, aber so halbseidene Erklärungsketten erinnern mich dann doch an ein Auftragswerk namens "Das Pfeifen im Walde". Ist es vielleicht Herr Klodt, der da bewußt etwas mißverstehen möchte?