Sonntag, 13. September 2009

Klaus Staeck im DLF-IdW

Sonntags 11:05 - 11:30 Uhr findet im DLF immer das Interview der Woche statt, siehe Lesebefehle. Heute war der Präsident der Berliner Akademie der Künste, gleichzeitig einer der führenden politischen Karikaturisten dieses Landes und bekennendes SPD-Mitglied: Klaus Staeck.

Ich will mal aus meiner Sicht Höhe- und Tiefpunkt des Interviews anreißen. Der Tiefpunkt war in meinen Augen der BodyCheck gegen die Piratenpartei. Zitat: "Und deshalb bin ich auch ein Gegner dieser lustigen Truppe, die sich Piratenpartei nennt, die möglichst alles, das klingt immer sehr schön, alles muss frei sein. Ich möchte mal wissen, ob deren Leistung, die die vollbringen, wo auch immer, wo sie ihr Geld verdienen, ob das auch der Allgemeinheit vielleicht sofort zur Verfügung steht. Das ist sehr wohlfeil, wenn es auf Kosten anderer geht, in dem Falle der Kreativen, der Urheber." - Genau das ist nämlich falsch. Das Urheberrecht wird von den Piraten in keiner Weise in Frage gestellt. Nur kann man die technische Entwicklung nicht negieren. Also müssen die berechtigten Einkommensinteressen der Urheber berücksichtigt werden, OHNE eine ganze Generation zu kriminalisieren. Die Zahnpasta geht eben nicht wieder zurück in die Tube. Einführungen zum Thema finden sich u.a. hier oder hier. Dort, also bei der Piratenpartei, heißt es nämlich: "Wir erkennen die Persönlichkeitsrechte der Urheber an ihrem Werk in vollem Umfang an."

Allerdings hatte dieses Interview auch einen Höhepunkt, der da lautet "Nein, ich glaube, die Demokratie ist keine Zuschauerangelegenheit. Das muss man immer wieder in Erinnerung bringen. Die Leute, die immer mit dem Finger auf die anderen zeigen, die versuche ich immer zu stellen, zu sagen: Du bist beteiligt an dem Ganzen, du bist der Raser auf der Autobahn, es sind doch nicht alles Politiker, die da hin und her rasen. Du bist derjenige, der am liebsten die Sonntagsschau guckt, wenn Herr Schumi, als er noch rasen konnte, in der Formel 1 sich tummelte, in diesem Zirkus, dem Umweltschädlichsten, was man sich vorstellen kann, als Individualzerstörung. Und, und, und. Also, die Leute, die bei Lidl kaufen, die es nicht müssen, die fragen nicht danach, wie es den Angestellten geht, dass es in den 2.600 Filialen gerade mal in acht einen Betriebsrat gibt. Also, der Bürger hat eine ungeheure Macht, wenn er sich der bewusst ist und sie dann auch wahrnimmt, hoffentlich im demokratischen Sinne. Wehe dem, es geschieht im anderen." - Kann ich nur untersteichen: Die Demokratie ist keine Zuschauerangelegenheit. Gerade in Wahlkampfzeiten, aber auch während der Legislaturperiode, ist die "Manndeckung" unserer Abgeordneten unverzichtbar. In diesem kostenfrei downloadbaren eBook "Die Lobbyschlacht um Softwarepatente" wird beschrieben, wie die beständige Arbeit "am Abgeordneten" Wirkung erzielt hat. Nur um dem Argument das Hat-ja-eh-keinen-Zweck entgegenzutreten.

Wenn Dich also wieder mal an der Politik etwas aufregt, dann stell Dir einfach ein paar Fragen: Wann war ich das letzte Mal auf einer öffentlichen Parteiversammlung? Wann war ich das letzte Mal in der öffentlichen Sprechstunde des Landtags- oder Bundestagsabgeordneten? Wann war ich das letzte Mal auf einer Demo? Wann habe ich das letzte Mal eine öffentliche Petition gezeichnet (z.B. hier)? Wann habe ich mich das letzte Mal an einem Volkbegehren beteiligt? Wann habe ich das letzte Mal an einer öffentlichen Ratssitzung meiner Gemeinde teilgenommen oder das Recht in Anspruch genommen, einsehbare Unterlagen zu sichten? Falls jetzt jedes Mal ein "Nein" kam, dann hätte ich mal eine Gegenfrage: Wieso sollte sich also was ändern?